Prälat Max Müller zum 90. Geburtstag - page 16

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schritte zum Maßstab für die Schnelligkeit und Schwierigkeit
des Lehrens werden.“ Dies führt dazu, „dass die guten Schüler
besser und die schlechten schlechter werden. Das gilt insbe-
sondere dann für einen offenen, schülerzentrierten Unterricht,
wenn sich der Lehrer nur als Moderator autonomer Lerngrup-
pen versteht“ (ebd.).
Diese Orientierung am Durchschnittsschüler ist sicherlich der
„Normalfall“ in der deutschen Schule. Damit möglichst viele
Kinder der Klasse diesem „Durchschnitt“ entsprechen, wurde
in Jahrgangsklassen gegliedert und in Schularten und Sonder-
Schularten, wurden das Zurückstellen, das Sitzenbleiben und
das Überspringen „erfunden“ und schließlich kann sich auch
die milliardenschwere Branche der Nachhilfeinstitute darauf
gründen.
Dass schließlich auch innerhalb der Jahrgangsklassen, die
durch Eingangskriterien und Versetzungsordnungen relativ
homogen erscheinen müssten
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, zunehmend die Notwendig-
keit zur Differenzierung erkannt wurde, deutet darauf hin,
dass es diese Homogenität nicht gibt. W
EINERT
(1997, S. 52)
nennt diese Reaktionsmöglichkeit die „aktive“, die „Anpas-
sung des Unterrichts an die lernrelevanten Unterschiede zwi-
schen den Schülern“: „Adaptiver Unterricht ist […] der realisti-
sche Versuch, mithilfe einer differenziellen Anpassung der
Lehrstrategien bei möglichst vielen Schülern ein Optimum er-
reichbarer Lernfortschritte zu bewirken und dadurch auch den
leistungsschwächeren Schülern die subjektive Überzeugung
persönlicher Selbstwirksamkeit (wieder) zu vermitteln.“ Mit
der adaptiven, differenzierenden Unterrichtsgestaltung kristal-
lisiert sich zunehmend die Orientierung am einzelnen Kind
heraus.
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