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Auf der Suche nach den idealen „praktikablen Formen“ der
inneren Differenzierung ist man freilich noch heute, wenn-
gleich es bereits gute Ansätze gibt – auch im Bereich unserer
„Freien Stillarbeit“. Unter anderem wurde im Kontext dieser
Suche in den 70er-Jahren das „Programmierte Lernen“ (vgl.
W
EINERT
1974, S. 804ff) entwickelt, das um der „Passung“
willen die konsequente Einzelarbeit vorsah. Auch davon sind
noch Elemente in der Freien Stillarbeit der Marchtaler-Plan-
Schulen zu finden. Auf die Grenzen dieser Art von Individuali-
sierung komme ich im folgenden Kapitel zu sprechen.
Soweit der Exkurs in die schulpädagogische Welt der frühen
70er-Jahre. Die Forderung nach der „optimalen Passung“ muss
in der Schullandschaft dieser Zeit – auch der katholischen – für
Aufruhr gesorgt haben, wenngleich man damit offenbar noch
wenig anzufangen wusste: „Von optimaler Passung wurde
jetzt gesprochen, also von dem bestmöglichen Verhältnis von
dem, was der einzelne erreichen kann und soll“, schreibt
K
REIDLER
(1978, S. 49) im ersten Jahr des Bestehens der Kirch-
lichen Akademie Obermarchtal, um angesichts der neuen
Ideen, mit denen „allerorts das große Abwerfen von Wissens-
ballast und Freilegen der Einzelpersönlichkeit, genauer und
auch ehrlicher: das Bestreben dorthin“ (ebd. S. 49f) beginnt,
festzustellen: „Denn wenn man auch gerade das „Warum“
erkannt hatte, vom „Wie“ wusste niemand“ (ebd. S. 50).
Wenn nun Max Müller ein Jahrzehnt danach den Begriff der
„optimalen Passung“ bei M
AYER
wiederfindet und ihn in Zu-
sammenhang mit „freier und stiller Arbeit“ gebraucht (M
ÜLLER
1989, S.52), also einem Strukturelement des Marchtaler Plans
zuordnet, zeigt dies zugleich seinen Einblick wie auch seinen
Weitblick: Tatsächlich hatte der Marchtaler Plan mit der Freien
Stillarbeit ein Element entwickelt, das gerade den Raum für