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Wenn Müller das englische Wort „education“ seinem Erzieher-
bild zugrunde legt, betont er die Rolle des Führers des Kindes
auf dem Weg zur Selbständigkeit. Dieser „Führer“ muss vom
Kind akzeptiert und respektiert werden, deshalb braucht er
Persönlichkeit. Müller zitiert den Pädagogen Eduard Spranger:
„Man erzieht nur durch das, was man ist; wir müssen etwas
sein, um etwas geben zu können“ (M
ÜLLER
1989, S. 58).
Ein ganzer Katalog von Anforderungen wird deshalb an diese
Erzieher und Lehrer an einer Katholischen Schule gestellt: „Ih-
re Berufung fordert besondere Gaben des Geistes und des
Herzens“ (V
ATICANUM
II 1965b, Kap. 5). Max Müller fügt hinzu
„wissenschaftliche Leistung, Lehrbefähigung, pädagogisches
Geschick, überzeugten und gelebten Glauben, charakterliche
und sittliche Integrität, Sensibilität und Kreativität sowie Kolle-
gialität und den Willen zur Zusammenarbeit“ (M
ARCHTALER
P
LAN
2002, S. 12), zusammenfassend also „die „reife geistliche
Persönlichkeit“ (K
ONGREGATION
1983, S. 60).
Als ich dieses Zitat aus dem Marchtaler Plan beim Einfüh-
rungsseminar auf die Projektionsfläche geworfen hatte, hörte
ich respektvolles Raunen im Publikum. Bekommen wir ange-
sichts solcher hohen Ansprüche auf Dauer die richtigen Lehrer
für unsere Schulen? Gelingt es uns, sie einzuführen in diese
anspruchsvolle Aufgabe, ihnen genügend wirksame Fortbil-
dung anzubieten und ihnen rechtzeitig beizustehen, wenn die
Lehr-Kraft nachlässt? Was können wir dazu beitragen, dass sie
den inneren Blickwechsel vollziehen und eine Haltung entwi-
ckeln, durch die ihre Begeisterung in eine Zufriedenheit mit
der Arbeit und eine Erfüllung im Lehrerberuf mündet? Bei der
Personalentwicklung innerhalb der Stiftung Katholische Freie
Schule wird diese Frage vorrangig gesehen werden müssen!