32
formuliert: „Das individuelle Kind, der einmalige Heranwach-
sende werden zum Bezugspunkt des pädagogischen Denkens
und Handelns in Erziehung, Unterricht und Schule“. Weigand
sieht es demzufolge als Aufgabe der Schule, „den Einzelnen
nach Maß der in ihm liegenden Bestimmung zu fördern und zu
unterstützen“ (W
EIGAND
2004, S. 354).
Und trotzdem kann Jesu Handeln in entscheidender Weise
inspirierend für unsere Arbeit sein – betrachten wir nur, wie
Jesus den Menschen in den zahlreichen Heilungsgeschichten
begegnet: Wir erkennen seinen „individualisierenden“ Ansatz
im Sinne von „dem Einzelnen hinsichtlich seiner Eigenart ge-
recht werden“ (B
RÜHLMAIER
o. J.): So heilt Jesus den Menschen
immer
bedarfsbezogen.
Er fragt den blinden Bartimäus also
ganz konkret „Was soll ich dir tun?“ (Mk 10,51), die zwei Blin-
den bei Jericho „Was soll ich euch tun?“ (Mt 20,32) oder einen
schon lange Kranken „Willst du gesund werden?“ (Joh 5,6).
Jesus heilt die Menschen immer
diskret
, z. B. den Taubstum-
men: „Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg…“ (Mk 7,33)
oder „er führte ihn vor das Dorf hinaus“ (den Blinden bei Bet-
saida, Mk 8,23). Wenn Jesus heilt, geschieht das außerdem
immer
persönlich
und
individuell
, er versucht nicht einer grö-
ßeren Gruppe von Menschen gleichzeitig zu helfen. In allen
Heilungsgeschichten lässt sich auch die
persönliche Zuwen-
dung
Jesu gegenüber den Kranken und Bedürftigen erkennen.
Anselm G
RÜN
(2010) interpretiert Jesu Heilungshandeln zu-
sammenfassend so: „Ich nehme dich an. Aber jetzt ist es auch
deine Aufgabe, Ja zu dir zu sagen.“
Mühelos lässt sich Jesu Verhalten gegenüber den zu Heilenden
vergleichen mit dem Verhalten eines Lehrers gegenüber sei-
nen Schülern: Während mir das „Mangold, fragen Sie doch!“
aus dem Mathematikunterricht meiner Gymnasialzeit in den