Prälat Max Müller zum 90. Geburtstag - page 70

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Die früheren „Überlegungen zum Bild des Menschen“ (M
ÜLLER
1978) wirken noch skizzenhaft. Ich erinnere mich, wie ich als
junger Lehrer Prälat Müllers Vorträgen in Obermarchtal zwar
gebannt lauschte, vieles aber auch noch nicht verstand. Seine
Texte zu lesen war und ist nicht leicht, wenn man seine bild-
hafte, theologische Sprache nicht gewohnt ist und mit vielen
Verweisen und Zitaten zunächst nichts anfangen kann, weil es
an der Erfahrung und dem breiten Wissen des Älteren man-
gelt. Ich erinnere mich auch eines grob gezeichneten Tafelbil-
des während eines frühen Vortrages von ihm, das im Wesent-
lichen die Beziehung zwischen Gott (oben) und dem Men-
schen (unten) darstellte, und wie wichtig es Prälat Müller war,
die gegenseitige Beziehung – von Gott zum Menschen, vom
Menschen zu Gott – aufzuzeigen (vgl. M
ÜLLER
1978, S. 33).
Diese Gott-Mensch-Beziehung zieht sich wie ein roter Faden
durch das Werk Max Müllers und er bezieht sich dabei explizit
auf Romano Guardini (Religionsphilosoph und Theologe,
1885-1968): „Gott hat den Menschen in eine Beziehung zu
sich gesetzt, ohne die er weder sein, noch verstanden werden
kann“ (G
UARDINI
10
2010, S. 48; zitiert nach M
ÜLLER
1978, S. 32)
– „Man kann den Menschen nicht so verstehen, dass er als
geschlossene Gestalt in sich bestünde und lebte, sondern er
existiert in einer Beziehung: von Gott her, auf Gott hin“ (ebd.)
– „Der Mensch ist Mensch nur in der Beziehung zu Gott. Das
„Von-Gott-Her“ und „Auf-Gott-Hin“ begründet sein Wesen“
(G
UARDINI
10
2010, S. 49; zitiert nach M
ÜLLER
1978, S. 32).
Während Max Müller 1978 nur sporadisch genau, oft aber nur
mit Namensangabe zitiert, klärt erst seine erneute Arbeit zum
christlichen Menschenbild von 1989, dass seine „vier Grund-
aussagen“ direkt auf verschiedene Arbeiten Romano Guar-
dinis zurückgehen, u. a. G
UARDINI
(1974). Da diese Quelle mir
nicht zugänglich war, konnte ich mit Hilfe des Internets her-
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