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„Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen
und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er
war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie began-
nen, ein fröhliches Fest zu feiern.“
In einfacher Weise wird hier versinnbildlicht: Der Mensch
(Sohn) kann sich gegen Gott (Vater) entscheiden und sich von
ihm entfernen bis in den Tod. Er kann aber umkehren und zu
Gott zurückkehren, der ihn mit offenen Armen annimmt. Die
Verse Lk 15,25-32
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gehören streng genommen gar nicht zu
diesem Kreislauf dazu, vielmehr stellen sie den kleinlichen
Versuch des Menschen dar, anderen Menschen die Würde
abzusprechen: Wenn die Würde des Menschen nicht durch die
Gottesebenbildlichkeit begründet ist („Hier liegt der tiefste
Grund der Würde des Menschen als Person, die mit einer
Geistseele begabt ist“ (M
ÜLLER
1989, S. 21) – „Die Würde des
Menschen vor Gott begründet die Würde des Menschen vor
anderen Menschen“ (ebd. S. 22)), sondern auf menschlichen
Vereinbarungen wie Humanismus, Menschenrechten oder
Gesetzen beruht, können diese nach Bedarf und nach „Zeit-
geist“ von Menschen auch geändert oder außer Kraft gesetzt
werden: Rechtlosigkeit, Todesstrafe, Sklaverei oder gar Eu-
thanasie, bei der „ökonomischer Nutzen“ über den Lebens-
wert entscheidet, sind die Folge, aber auch die – vom Bruder
im Gleichnis praktizierte – Haltung „der hat’s nicht besser ver-
dient, der ist doch selbst schuld“. Neid, Geiz und Eifersucht
sind die „Sünden“, die hier die „Gott-Ferne“ zementieren und
einer „Erlösung“ im Wege stehen.
4.2.3 Das christliche Menschenbild – im Unterricht erlebbar?